Nachruf Prof. Dr. Jan Hecker 1967-2021

06.09.2021

„Vielleicht werde ich doch noch Oberbürgermeister in Flensburg“ schmunzelte Jan Hecker immer dann, wenn wir außenpolitische Probleme miteinander wälzten und nicht mehr weiter wussten.

Das hatte ich ihm im Scherz vorgeschlagen, als ich seine tiefe Zuneigung zu unserer beider Heimatland entdeckte. In Flensburg hatte der gebürtige Kieler – Sohn eines hohen Marineoffiziers – viele Jahre seiner Jugend verbracht. In
Eutin war er zwei Jahre Soldat, wo ich heute beim Aufklärungsbataillon 6 „Holstein“ als Reservist beordert bin.

So hatten wir schon reichlich heimatlichen Stoff zu besprechen, eher zu beschnacken – doch im Zentrum stand für uns die Außen- und Sicherheitspolitik unseres Landes.

Unsere Ämter – er außenpolitischer Berater der Bundeskanzlerin, ich in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Außen- und Verteidigungspolitik verantwortlich – gaben die Notwendigkeit zu enger Zusammenarbeit vor.

Aus dieser Not haben wir beide eine Tugend gemacht. Neben regelmäßigen Arbeitsbesprechungen mit unseren jeweiligen Mitarbeitern tauschten wir uns noch häufiger bilateral aus, am Telefon oder auf einem Spaziergang an der Spree. Die Krisen und Herausforderungen der Welt und Deutschlands Rolle gaben die Agenda vor: Das transatlantische Verhältnis unter Präsident Trump mit ständig wechselnden Ministern und Sicherheitsberatern, Russlands Aggressionen vor der Krim bis zum Tiergarten-Mord, aber auch die Realisierung von North Stream II, Libyen, Syrien, Mali und und und …

Unser ambivalentes Verhältnis zu China – größter Handelspartner Deutschlands und zugleich systemischer Rivale – hat ihn besonders fasziniert. Es war daher für Deutschland wie für ihn selbst in jeder Hinsicht folgerichtig, nach dem Ende seiner Tätigkeit im Kanzleramt als deutscher Botschafter nach Peking zu gehen.

Jan Hecker war ein brillanter Jurist, hochgebildet und feinsinnig.

Deutschland verliert mit ihm einen Staatsdiener im besten Sinne. Er hat in seinen Ämtern immer alles gegeben und doch: Die Familie war das Zentrum seines Lebens.

Ich trauere mit seiner Frau und seinen drei Kindern.